WIdO-Studie zu Blinddarmentfernungen: Komplizierte Fälle im ersten Lockdown rechtzeitig operiert
Patienten mit einer akuten Blinddarmentzündung sind trotz der Verschiebung von elektiven Operationen und Behandlungen und der Beeinträchtigung des Zugangs zu medizinischen Einrichtungen in der ersten Lockdown-Phase im Frühjahr 2020 gut versorgt worden. Das zeigt eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die jetzt in der Fachzeitschrift „Langenbeck's Archives of Surgery“ veröffentlicht worden ist. Analysiert wurden die Daten von insgesamt 9.797 AOK-Versicherten, bei denen während des Lockdowns im Frühjahr 2020 bzw. 6 Wochen davor oder danach eine Blinddarmentfernung durchgeführt worden ist.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Anzahl der Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer komplizierten Blinddarmentzündungen in 2020 operiert wurden, im Vergleich zu den Vorjahren nicht verändert hat (Abb. b). Das erlaubt den Rückschluss, dass notwendige Blinddarmentfernungen in der ersten Lockdown-Phase weiter durchgeführt wurden. Trotz der Pandemie-Maßnahmen wurden Fälle von komplizierter Appendizitis, bei der wegen eines Durchbruchs der Darmwand ein schnelles Handeln erforderlich ist, nicht zu spät operiert. Insbesondere kam es zu keiner Zunahme von Operationen bei komplizierter Blinddarmentzündung, wie sie bei einer verspäteten Versorgung der Appendizitis befürchtet wurde.
Bei den Operationen von akuter, unkomplizierter Appendizitis war dagegen ein Rückgang der Fallzahlen um 18 Prozent im Vergleich zum Frühjahr 2019 festzustellen (Abb. c). Die Ergebnisse sprechen wahrscheinlich für ein rationales Verhalten der behandelnden Ärzte, denn in diesen unkomplizierten Fällen muss nicht unbedingt sofort operiert werden, sondern die Bauchschmerzen können unter Umständen auch durch Flüssigkeitsgabe, Antibiotika und Abwarten gelindert werden. Das gilt auch für nicht akute Blinddarmentzündungen, die im Lockdown-Zeitraum noch deutlicher zurückgingen (minus 64 Prozent, (Abb. d)). Insgesamt betraf der Rückgang der Blinddarmoperationen vor allem Frauen sowie Kinder und Jugendliche. Ausgewertet wurden Daten aus etwa 1.000 chirurgischen Kliniken. Darunter waren auch 90 Kliniken mit kinderchirurgischen Abteilungen.
Aufgrund der Corona-Pandemie galten im Frühjahr 2020 bundesweite Regelungen zur Beschränkung medizinischer Leistungen: Planbare, nicht dringliche Operationen wurden ausgesetzt, um Kapazitäten für die Behandlung von COVID-19-Patienten zu schaffen.